Einmarsch der Amerikaner am 24. März 1945
Zeitzeugen aus Mühltal berichten – Film und Buch von Bernhard Hein
1945 gingen der schreckliche 2. Weltkrieg und das Terror-Regime der Nazis zu Ende. Am 24. März 1945 marschierten amerikanische Truppen in Nieder-Ramstadt ein. Dieses Ereignis hat der Arbeitskreis Heimatgeschichte zum Anlass genommen, um noch lebende Zeitzeugen aus Mühltaler Ortsteilen zu interviewen und dabei zu filmen. Es sind 21 Personen, damals noch Jugendliche, die von den letzten Kriegsmonaten, dem Einmarsch der Amerikaner und der Zeit danach berichten.
Die Bombardierung Darmstadts erlebten sie teilweise hautnah mit und haben heute noch traumatische Erinnerungen. Alleine in Nieder-Ramstadt mussten etwa 3.000 ausgebombte Menschen untergebracht werden, alle mussten zusammenrücken. Da die Schule mit Ausgebombten belegt war, konnte kein regulärer Unterricht mehr stattfinden. Bei immer wiederkehrenden Bombenalarmen mussten Schutzräume aufgesucht werden. Lebensbedrohlich waren auch die vielen Tieffliegerangriffe. Viele wurden beschossen und kamen durch Glück nicht zu Schaden. Jungs, die noch keine 14 Jahre alt waren, mussten beim Bau von Panzersperren mithelfen und sie wurden an Panzerfäusten ausgebildet. Bei einer Übung im Steinbruch erlebten sie hautnah einen Bombenangriff auf den Bahnhof mit. Kurz vor dem Einmarsch mussten sie Panzerfäuste zu einer Panzersperre in der heutigen Rheinstrasse transportieren. Auf dem Hof Muth haben sie kurz vor Kriegsende einen abgeschossenen englischen Piloten und einen deutschen jugendlichen Deserteur versteckt, ein sehr hohes Risiko. Der Einmarsch in Nieder-Ramstadt am 24. März gegen Abend lief relativ friedlich ab, da keine deutschen Soldaten mehr im Ort waren und die Panzersperren nicht geschlossen worden waren. Ein militärischer Versorgungszug der Wehrmacht, der am Bahnhof stand, wurde am Morgen nach dem Einmarsch von den Einwohnern geplündert. Sehr befreiend wurde empfunden, dass es keine Bombenalarme und Tieffliegerangriffe mehr gab. Die Jungs haben auch schnell Kontakt zu den Soldaten gefunden, obwohl seitens der Amerikaner ein strenges „Fraternisierungsverbot“ bestand. Beliebt waren „Chewinggum“ und „Chocolate“. Kontakte zu schwarzen Soldaten waren zunächst mit Angst besetzt, diese löste sich aber schnell auf. Die amerikanischen Soldaten haben sich gegenüber der Zivilbevölkerung durchweg korrekt verhalten, außer einem Vorfall hat niemand von Übergriffen berichtet. Die Amerikaner feierten nach dem offiziellen Kriegsende mehrere Tage lang im Schwimmbad von Traisa ihren Sieg. Ein Problem nach dem Kriegsende waren die freigelassenen Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen aus dem Osten, die nicht nach Hause konnten oder wollten und die in Lagern lebten. Sie zogen in Gruppen übers Land, überfielen u.a. Bauernhöfe, es gab mehrere Tote. Ein Interviewter bemerkte am Schluss treffend: Es ist wichtig, die EU zu stärken und nicht in Nationalstaaterei zurückzufallen, um den Frieden in Europa zu wahren.
Der Film zeigt eine Zusammenfassung der Interviews.
Damit die Interviews eine größere Verteilung oder Verbreitung finden können aber auch zum besseren Nachlesen wurde ein Begleitbuch erstellt, das im Kern die Interviews aus dem Film wiedergibt. Das lesenswerte Buch hat einen Umfang von 112 Seiten, hat ein Format von 17×24 cm, ist 4-farbig und hat einen festen Einband.